„Jenseits“ kann in einem örtlichen Sinn verstanden werden (etwa als ein bestimmter Ort, an dem Götter oder die Seelen Verstorbener leben) oder auch zeitliche Bedeutung haben. Zeitlich aufgefasst bedeutet es „jenseits des (irdischen) Lebens“ (Leben nach dem Tod) oder „jenseits der Zeit“ (Ewigkeit, zeitlose Existenz).
Derr Bereich des Jenseits wird in den verschiedenen Mythen und Religionen unterschiedlich lokalisiert. Es kann sich um bestimmte unzugängliche oder schwer zugängliche Orte auf der Erde handeln (als heilig betrachtete Berge, Höhlen, Wälder oder auch andere Tabu-Bezirke und Heiligtümer). Nach manchen Traditionen befindet sich das Jenseits oder ein Teil davon unter der Erde in einer Unterwelt, einem unterirdischen Totenreich, nach anderen im Himmel, wobei der Begriff „Himmel“ konkret oder metaphorisch aufgefasst werden kann. In manchen Lehren wird darauf hingewiesen, dass das Jenseits im Inneren des Menschen oder der Seele erfahrbar sei (metaphorisch ausgedrückt im „Herzen“) und sich daher dort befinde. Damit wird die räumliche Jenseitsvorstellung durch eine andere ergänzt oder ersetzt, der zufolge das Jenseits eher einen seelischen Zustand darstellt.
Die ältesten archäologisch nachweisbaren oder zumindest aufgrund der archäologischen Befunde wahrscheinlichen Jenseitsvorstellungen zeigen sich in der Bestattungskultur. Grabbeigaben (Waffen, Lebensmittel, Schmuck) deuten darauf, dass man mit einem Fortleben des Bestatteten in einem Jenseits rechnete, in welchem er weiterhin irdische Bedürfnisse hätte. Der Aufwand, der mancherorts schon in vorgeschichtlicher Zeit bei der Grabausstattung getrieben wurde, lässt erkennen, dass die Jenseitsvorstellungen und Erwartungen eines Lebens nach dem Tod in der damaligen Gedankenwelt eine bedeutende Rolle spielten.
Der Hinduismus enthält ein hochkomplexes Jenseitsbild. Die vedische Religion hatte ein Paradies (Land der Väter) bereit, das allen Opfernden bereitstand. Da Wohlhabende mehr Mittel für Opfergaben hatten, konnten sich diese mehr Opfer leisten und erhielten damit einen besseren Platz im Jenseits. Die sozialen Unterschiede des Diesseits wurden somit im Land der Väter aufrechterhalten. Zwar gibt es auch Vorstellungen vom Himmel, den eine Person mit gutem Karma nach dem Tod des Körpers genießen kann, dieser ist jedoch nur vorübergehend. Auch beschreiben die Mythen verschiedene Höllen für Übeltäter, jedoch geht man davon aus, dass keine noch so schwere Verfehlung ewige Wirkung haben könnte. Das Individuum komme unweigerlich auf die Erde zurück und der Kreislauf von Geburt zu Geburt gehe weiter, bis zur endgültigen Erlösung.
Der Buddhismus nimmt die im indischen Raum vorherrschende Glaubensvorstellung der Wiedergeburt auf und sieht somit sein schlussendliches Ziel nicht im Erreichen einer göttlichen Welt oder eines Paradieses, in welches das Individuum nach dem Ableben eintreten könnte. Vielmehr wird eine Loslösung aus dem Kreislauf des bedingten Entstehens von Geburt und Tod angestrebt. Diese Befreiung ist das Nirvāna, das als Ende allen Leids beschrieben wird.
Das Judentum entwickelte nie eine eindeutige Vorstellung über das Geschehen nach dem Tode. Es haben sich vielmehr wesentlich zwei Lehrmeinungen herausgebildet, die sich auf eine unbestimmte Menge von Hinweisen im Tanach beziehen.
Die eine Lehrmeinung nimmt die Auferstehung der Toten an, d. h. die Menschen sterben mit Leib und Seele, aber werden in der messianischen Zeit wiederbelebt und leiblich auferstehen.
Die andere jüdische Lehrmeinung nimmt an, dass die reine Seele, unbefleckt durch Geburt, Leben und Tod, wieder rein zu Gott zurückkehrt. Sie geht von der Unsterblichkeit der Seele aus und davon, dass diese nach dem Tod unabhängig vom Körper weiterlebt.
Das Christentum stellt das Jenseits als endzeitlich hereinbrechendes dar, an dessen Ende die volle Gemeinschaft mit Jesus Christus steht. Das Neue Testament beschreibt es jedoch eher zurückhaltend gleichnishaft und hält sich bei Details zurück. Das Christentum glaubt an die Auferstehung von den Toten. Die Seele wandert aus dem irdischen, verweslichen Körper in einen himmlischen, unverweslichen Körper. Es betont das (Jüngste) Gericht, dem eine Scheidung in Himmel und Hölle entspricht. Der Begriff der Hölle ist im Christentum umstritten. Vermittler in Gestalt von Engeln und Dämonen können ggf. zum Jenseits Kontakt herstellen.
Nach dem Neuen Testament wäre es für den Menschen kaum möglich, aus eigener Kraft das Himmelreich zu erlangen: im Nadelöhr-Gleichnis spricht Jesus davon, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr schlüpfen kann, als dass ein Reicher ins Himmelreich kommt. Erst durch das Eingreifen Gottes selbst wird dies möglich: als nämlich die Jünger über die Worte Jesu erschrecken, fügt Jesus hinzu: "Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alles ist möglich bei Gott.
Nach dem Tod folgt für die Muslime die Grabesstrafe, nach einem Verhör durch Engel wird das Grab erweitert oder verengt. Erst mit dem Jüngsten Gericht erfolgt die Zuweisung in das Paradies Dschanna bzw. die Hölle Dschahannam. Freuden und Qualen werden in Sure 56 detailliert beschrieben.
Die Erlösten sitzen zum Beispiel „auf kostbaren Teppichen”, erhalten leckere Speisen, verkehren „mit schönen Jungfrauen” und bekommen „jeden Wunsch erfüllt”. Sie essen von goldenen Tellern, trinken „Wein, der nicht zu Kopfe steigt“, müssen „keine Lüge hören“ und nichts Verbotenes wird im Paradies sein. Klare Wasserbäche fließen durch das Paradies, in dem sich üppige Gärten befinden.
Die Verdammten dagegen erleiden schreckliche Qualen. Die Hölle „bäumt sich auf vor Wut” über die „Ungläubigen”. Die Verworfenen werden „von Skorpionen gestochen, deren Stich noch vierzig Jahre lang spürbar ist”. Als Nahrung erhalten sie bittere Kräuter und „Disteln, die den Hunger nicht stillen” und „ihr Getränk ist trübes Wasser”. Es ertönt ein ohrenbetäubendes Geschrei „wie das eines Kamels aus Baktrien”. Die besonders schmerzempfindliche Stelle zwischen dem Ohrläppchen und der Schulter wird „groß wie ein Berg”, damit sie den Qualen mehr Angriffsfläche bietet.
Den esoterischen Traditionen verschiedener Kulturkreise zufolge verfügt der Mensch über eine Vielzahl von nach dem Grad ihrer „Dichte” unterschiedenen „körperlichen Trägern”, von denen der irdische Körper nur einer ist. Die „feinstofflichen Körper” (insbesondere der „Astralleib”) werden als jenseitig angesehen, da sie das irdische Dasein überdauern sollen. Im Okkultismus wird behauptet, dass mit Hilfe dieser Träger „Jenseitsreisen” (siehe Astralreise) unternommen werden können. Die verschiedenen Überlieferungen zu diesem Thema wurden u. a. in der Theosophie zu einer einheitlichen Lehre zusammengefasst. Die Parapsychologie stellt sich die Aufgabe, einschlägige Behauptungen wissenschaftlich zu untersuchen, soweit sie sich einer Nachprüfung nicht prinzipiell entziehen.
Nach manchen esoterischen Vorstellungen steht in einem jenseitigen Bereich das eigene Leben dem Betreffenden wie in einem Film zur Verfügung, den man sich jede Sekunde nach Belieben nochmals anschauen kann. Unglückliche schauen sich die unguten Stellen immer wieder an, während Glückliche keinen Bedarf danach haben. Nach dem Tod öffnet sich ein Tunnel mit einem hellen Licht am Ende, von dem man sehr stark angezogen wird. Nach Durchschreiten des Tunnels trifft man zuerst zur Begrüßung alle Bekannten, Verwandten und Freunde wieder, die bereits verstorben sind. Das helle Licht selbst ist Gott. Die Menschen dort sehen aus wie im irdischen Leben, nur wesentlich schöner. Alle Gebrechen und körperlichen Defekte sind verschwunden. Alte schlagen u. a. ständig Purzelbäume aus Freude über die wiedergewonnenen Bewegungsmöglichkeiten. Es ist ein gänzlich anderer Ort als die Erde. Dennoch können die Jenseitigen zurück zur Erde und die Diesseitigen sehen und auch in das diesseitige Leben eingreifen.
Dieser Text ist eine Zusammenfassung des Wikipedia Artikels http://de.wikipedia.org/wiki/Geistige_Welt
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